PARALLEL DAZU

Stückentwicklung mit Auszügen aus Philipp Löhles Feuerschlange
Premiere: 17.01.2020,  Theater in allen Räumen Festival, Zürich

«PARALLEL DAZU ist ein dokufiktionales Theaterprojekt über Waffenexporte, dessen Ursachen und Folgen. Was geschieht in einer Waffenfabrik? Wie werden Waffenexportanträge genehmigt? Wie können oder wollen wir uns dazu verhalten? Wie so oft geschieht das Ganze Parallel» -  Auszug aus dem Programmheft 

Als Fallbeispiel dient der Waffen-Deal zwischen dem deutschen Waffenhersteller Heckler & Koch und der mexikanischen Regierung im Jahr 2005. Erst zehn Jahre nach dem ersten Waffen- Deal wurde ein Verfahren gegen Heckler & Koch eingeleitet. In diesem Verfahren ging es um die Frage, wie in den Jahren 2005 bis 2009 mehr als 4.500 Sturmgewehre des Typs G36 sowie Maschinenpistolen und Zubehör im Wert von rund 4,1 Millionen Euro in mexikanische Bundesstaaten gelangen konnten, für die es keine Exportgenehmigungen gab. Es war der größte Prozess wegen mutmaßlich illegaler Waffenlieferungen in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.

Am 26. September 2014 wurden in Ayotzinapa (Mexiko) 43 Studenten entführt und gelten bis heute als verschwunden. Die mexikanische Polizei hielt die Busse mit den Studenten an. Einige Studenten konnten fliehen, Andere wurden von Polizisten auf der Straße erschossen. Aus einem Protokoll war zu entnehmen, dass die Waffen der Polizei Gewehre des Typs G36 waren. Ayotzinapa befindet sich im Bundesstaat Guerrero. Ein Staat, der von Lieferungen deutscher Waffen eigentlich ausgeschlossen ist.

Der Fall vom 26. September 2014 ist nur eines von vielen schrecklichen Beispielen. Der offizielle Drogenkrieg in Mexiko begann im Jahr 2005 und dauert bis heute noch an. Inzwischen zählt der Drogenkrieg über 100.000 Tote und über 25.000 verschwundene Personen.

Vonseiten der Deutschen Regierung bzw. des Auswärtigen Amtes waren 2005 zunächst drei mexikanische Bundesstaaten vom Waffenexport ausgeschlossen. 2010 bereits durften insgesamt 15 mexikanische Bundesstaaten nicht mit Kriegswaffen beliefert werden. Paradoxerweise, hat Heckler & Koch jeweils ein Jahr zuvor Waffen an einen bestimmten Bundesstaat geliefert, der im folgenden Jahr dann als korrupt eingestuft wurde und deshalb vom Waffenexport ausgeschlossen wurde.

Besetzung:
David Attenberger
Viktor Bashmakov
Amelie Hug
Julius Engelbach
Maria Lehberg
Maximilian Mühlhoff
Jonas Julian Niemann
Eva Stempel

Regie: Leonardo Raab
Musik: Jonas Julian Niemann
Outside-Eye: Sarah Calörtscher